Filmabend IN MEMORIAM Tschernobyl
25. April 2010
17:00 Uhr
Kino Krokodil (Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin - Prenzlauer Berg)
Gemeinsam mit dem Kino Krokodil und der Gesellschaft fur OSTEUROPA-FORDERUNG e.V. erinnerte die UKRAINALE am Vorabend des Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe und prasentierte den nur wenige Tage nach dem Unfall gedrehten Film "Die Glocke von Tschernobyl" von Rollan Sergienko (UdSSR, 1986). Vorab lief Galina Adamowitschs international ausgezeichneter Kurzfilm "Es war einmal" (Wei?russland, 2001), der einen erschutternden Blick auf die Folgen des GAUs jenseits der nahen Grenze wirft.
Mit freundlicher Unterstutzung der Stiftung West-Ostliche Begegnungen
Eintritt frei
„Es war einmal“
BY 2001, 12 min, ohne Dialog
Regie: Galina Adamowitsch Musik: Wladimir Kurjan
© Sergej Bruschko
© Sergej Bruschko
„Die Glocke von Tschernobyl“
SU 1986, 88 min, russisch/ deutsch Overvoice
Regie: Rollan Sergienko
Rollan Sergienko gehorte zu den ersten professionellen Filmemachern, die nach der Katastrophe in Tschernobyl zu drehen begannen. Die Bilder fur die "GLOCKE VON TSCHERNOBYL" wurden nur wenige Tage nach dem Vorfall im Kraftwerk gemacht. Seitdem sind von ihm noch 7 weitere Filme zum Thema entstanden. Sergienkos damaliges Anliegen bestand unter anderem darin, die Welt auf den Wahnsinn des atomaren Wettrustens zwischen UdSSR und USA aufmerksam zu machen. Die verbrannte Erde von Tschernobyl erschien ihm als Zeichen dafur, dass die Menschheit die Schwelle zum Abgrund schon uberschritten hatte. In seinen weiteren Filmen zum Thema wird er nicht mude, davor zu warnen, dass wir uns immer noch auf dieser Schwelle befinden:
„Ich wunsche mir sehr, dass die Menschen nicht nur mit den Augen, sondern mit dem Herzen, mit der Seele Tschornobyl gesehen und erlebt haben. Ich dachte wahrend der Dreharbeiten die ganze Zeit daruber nach, und der Meinung bin ich immer noch. Wenn es nur moglich ware, diese Filme ALLEN Menschen zu zeigen, dann wurde sich in dieser Welt, in dem Begreifen dieser Welt etwas andern. So aber, wie es jetzt, 20 Jahre nach der Katastrophe aussieht, haben die Menschen nichts dazugelernt. Sie weigern sich immer noch zu wissen, zu begreifen, dass nur ein einziger Augenblick, nur ein winziger Fehler uns vom Abgrund trennt“.
In seiner Rede an das Publikum hob der Vertreter der ukrainischen diplomatischen Mission, Gesandter-Botschaftsrat Mykola BALTAZHY die Konsequenzen der Katastrophe, die die Ukraine zu bewaltigen hat, hervor.
Der 1. Sekretar der Republik Belarus in Deutschland, Alexander ZINKEWITSCH, sprach in seinem Gru?wort von besonderer Schwere der Tschernobyl-Hinterlassenschaft in Belarus und informierte kurz uber die Ma?nahmen seiner Regierung zur Beseitigung der Folgen der Katastrophe.
Die bedeutendste ukrainische Dichterin Lina Kostenko, die vor kurzem 80 Jahre alt geworden ist, nennt man oft das Gewissen der Ukraine. Fur sie ist die Tschernobyl-Wunde ihrer Heimat zu ihrem eigenen Herzschmerz geworden.
Ліна Костенко
Атомний Вій опустив бетонні повіки
Коло окреслив навколо себе страшне.
Чому Звізда-Полин упала на наші ріки?!
Хто сіяв цю біду і хто її пожне?
Хто нас образив, знівечив, обжер?
Яка орда нам гідність притоптала?
Якщо наука потребує жертв-,
чому ж не вас вона перековтала?!
Загидили ліси і землю занедбали.
Поставили АЄС в верхів`ї трьох річок.
То хто ж ви є, злочинці, канібали?!
Ударив чорний дзвін. І досить балачок.
В яких лісах іще ви забарложені?
Що яничари ще занапастять?
І мертві, і живі, і ненароджені
нікого з вас довіку не простять!
Lina Kostenko
Wij, das Atommonster, senkt die Lider aus Beton,
zeichnet seinen grausigen Kreis.
Warum nur fiel der Wermutsstern auf unsere Flusse nieder?
Wer hat das Unheil gesat, wer fahrt nun die Ernte ein?
Wer hat uns geschandet, zermalmt und ausgeraubt?
Welche Horde hat unsere Wurde ausgeloscht?
Wenn die Wissenschaft schon Opfer fordert,
weshalb verschlang sie nicht auch euch dabei?
Ihr habt die Walder vernichtet, die Erde verwustet,
in Quellgebiet ein AKW gebaut.
Wer seid ihr nur? Kannibalen? Verbrecher?
Genug der Worte. Schon hort man die Totenglocken.
Wo haust ihr? In welchen Waldern?
Welch Unheil richten noch die Janitscharen an?
Die Toten, Lebenden und Ungeborenen
Werden euch nie vergeben in alle Ewigkeit!
(Ubersetzt von Anna-Halja Horbatsch)
Moderation: Fr. Dr. Natalija Proskura
Nach den beiden Filmen wurden die Gaste ins Foyer gebeten, wo sie die Moglichkeit hatten, ihre Gedanken und Eindrucke vom Gesehenen bei einem Glas Wein und ukrainischen Piroggen auszutauschen.